Mehr Gehalt lindert den Schmerz
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„Unseren Kunden geht es immer nur um den Preis und dass wir viel zu teuer sind“, jammert der Vertriebler eines Maschinenbauers. Sein Chef zählt ihm geduldig Argumente auf, wie er diesen Einwand des Kunden pariert. Er weiß: Demotivation vergiftet das Klima und will unbedingt schnell konstruktiv weitermachen.
„Ja, das ist ja schön und gut, aber unsere Prozesse stimmen nicht. Die Kunden werden immer wieder vertröstet.“ erklärt der Mitarbeiter weiter. Sein Boss wird nicht müde, ihm auseinander zu setzen, warum die Lieferzeiten und Lieferketten stocken.
„Ja, aber die Projektabteilung gibt uns nie Bescheid, wenn sich etwas verzögert und ich habe ständig die genervten Kunden am Telefon“, konsterniert sich der Kollege aus dem Verkauf weiter.
Nun steigen die anderen Verkäufer mit ein und analysieren, mit emotional verzerrten Gesichtern, was eigentlich noch alles im Argen liegt.
Der Vertriebsleiter kennt die Situation und weiß, dass die Diskussion zu nichts führt. Man sieht ihm an, wie seine Energie in den Keller fährt.
Ursprüngliches Thema des Meetings: Strategien für New Business – Neukundengewinnung.
Verzögerungstaktiken sind ein Symptom von Demotivation
Der Vertrieb muss verkaufen. Verkaufen kann man entweder als „Job“ sehen oder man tut es mit Herzblut. Das funktioniert nur mit einem Produkt, hinter dem der Verkäufer wirklich stehen kann. Werden seine Sorgen und Nöte nicht ernst genommen, seine Kunden vom Projektteam schlecht behandelt oder das Produkt hält nicht, was er verspricht, hat er ein enormes Problem. Er wird alle Möglichkeiten nutzen, sich und seine Kontakte bzw. Kunden zu schützen.
Negative Emotionen sind ansteckend
Lachen steckt an, so sagt man. Aber noch viel schneller übertragen sich starke negative Gefühle. Ein Kollege im Team, der massiv demotiviert ist, wird sich über kurz oder lang durch den Rest der Kollegen arbeiten, um sie Stück für Stück auf seine Seite zu holen. Denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Zeit heilt da übrigens keine Wunden. Je länger Sie warten, desto tiefer gräbt sich die Demotivation in die Kultur ein.
Die Wahrheit liegt hinter den Einwänden der Mitarbeiterinnen
Spannend daran ist, dass der wahre Schmerz oft versteckt wird, hinter vermeintlich sachlichen Argumenten. Die stagnierenden Abläufe, das mangelhafte Produkt, die „bösen“ Kollegen aus der anderen Abteilung…dahinter steckt der tiefe Wunsch, sich mit einer Sache zu identifizieren. Die Japaner sagen dazu „Ikigai“ – Lebenssinn. Wir brauchen etwas, das dem Dasein einen Sinn gibt, das in diesem Fall die Arbeit lebenswert macht.
Hinderungsgründe für Ikigai im Job sind meistens zwei:
- Mangelhafte Führung mit falsch eingesetzten Fähigkeiten, brach liegendem Potenzial, wenig Rückmeldung, Angst statt Motivation und vieles mehr.
- Kommunikationsprobleme im Unternehmen, z.B. innerhalb des Teams, zwischen Abteilungen, mit Lieferanten oder zwischen einzelnen Führungskräften.
Werden diese Themen nicht behoben, nimmt die Kultur-Vergiftung recht schnell an Fahrt auf.
Jahrelange Teamkämpfe
Gerade zwischen Teams, wie Marketing und Vertrieb oder Vertrieb und Projektmanagement oder Produktion und Lager….es sind immer die gleichen Probleme.
Wussten Sie, dass eine einzige Situation, die nicht gut gelöst wurde, zu jahrelangen Grabenkämpfen und am Ende zu einer negativen Teamkultur werden kann?
Da hilft es nicht einmal, wenn „die“ Kollegen kündigen. Die „Neuen“ werden sofort eingeordnet.
Der Weg aus der Demotivation
Der einzige Ausweg ist die Kommunikation. Die wahren Schmerzen müssen angesprochen und angenommen werden. Der Vertriebler, der Angst hat, seine Kundenbeziehungen zu beschädigen. Der Projektleiter, der sich nicht traut, dem Vertrieb zu sagen, dass das Budget zu knapp bemessen war. Der Marketingmann, der frustriert ist, weil der Vertrieb sein Material nie verwendet und immer sein eigenes Ding macht. Und viele andere Situationen. Ergebnis ist immer der Verlust der Leistungslust. Und das muss verhindert werden!
Menschen wollen etwas bewegen
Es ist nicht so, dass Mitarbeiter per se keine Lust auf Arbeit haben. Sie haben keine Lust darauf, sich nicht ernst genommen zu fühlen, dass ihnen keiner zuhört, dass sich nichts ändert, dass keiner sich an Vereinbarungen hält etc.
Achtung: Frust macht süchtig
Menschen gewöhnen sich an negative Stimmungen und sich fühlen sich befremdlich, wenn zu lange zu gute Stimmung herrscht. Die Gewohnheit führt dann zu Gemecker und Gejammer, aus Prinzip, obwohl sich Dinge längst verändert haben. Nicht selten werden alte Kamellen aufgewärmt um die passenden Gefühlsmuster hochzuladen.
Wichtig: Nicht ignorieren, unter den Tisch kehren oder hoffen, dass es von alleine wieder besser wird. Das wird es nicht. Aber Sie als Vorgesetzte, als UnternehmerIn, als ChefIn haben die Chance, alles zu verändern und aus Ihrem Team eine Gemeinschaft zu machen, für füreinander erfolgreich sein will.