Angenommen, Sie haben das perfekte Date. Alles läuft nach Plan. Sie sind entspannt, lachen viel, sind voll auf einer Wellenlänge. Kein Störgefühl. Nach dem Date gehen Sie nach Hause und fühlen sich noch immer beschwingt. Bevor Sie ins Bett gehen, blicken Sie noch kurz auf Ihr Handy. Keine neue Nachricht. „Hm, schade. Naja, ich bin ja eben erst nach Hause gekommen“, denken Sie und fühlen die Schmetterlinge noch im Bauch. „Es war ja wirklich supergenial heute. Ob sie/er noch wach ist? Soll ich schreiben, dass ich gut nach Hause gekommen bin? Nein, lieber nicht. Ich will ja nicht den Eindruck erwecken, leicht zu haben zu sein. Außerdem könnte er/sie ja auch fragen, ob ich gut angekommen bin, oder?“ Sie schieben die Gedanken beiseite, erinnern sich an die schönen Momente und schlafen lächelnd ein.
Sekunden nach dem Aufwachen sucht Ihr Gehirn nach den Erinnerungen. Sie lächeln. Endlich der perfekte Match! Angenommen, Sie nehmen jetzt ihr Handy und wollen ihm/ihr einen guten Morgen schreiben. Sie öffnen die App für die Nachrichten und wieder haben Sie keine Nachricht im Posteingang. „Hm“, denken Sie und klicken sich einmal durch alle sozialen Apps. „War es für ihn/sie vielleicht gar nicht so schön, wie für mich? Und überhaupt, gibt es das überhaupt, sowas Perfektes? Bestimmt habe ich vor lauter Glücksgefühlen den Haken übersehen.“ Zweifel bahnen sich Stück für Stück ihren Weg. Sie beginnen zu Rekapitulieren, was er/sie gesagt hat. Warum? Weil Sie nach Anzeichen für Fehleinschätzungen suchen. Und damit beginnt der Weg ins Unglück.
Sie schildern das Geschehen möglicherweise einem Freund, einer Freundin oder noch schlimmer: Ihrer Mutter. Das Feedback lässt nicht lange auf sich warten. Gemeinsam suchen sie nach Mängeln. Sie sind im Problemmodus. Blöderweise kann sich ihr Frontalhirn von Stunde zu Stunde weniger an das erinnern, was wirklich war. Mit jedem Gedanken und Gespräch darüber verzerrt es, blendet aus, fasst zusammen und verändert die Wahrheit. Sie können am Ende gerade mal noch 20 % von dem erinnern, was wirklich war.
Mit jedem Zweifel entstehen Gefühle im Körper. Es beginnt mit eine gewissen Unruhe, dann einem Gefühl von Ent-täuschung, die im schlimmsten Fall zu rasender Wut oder beißenden Selbstzweifeln wird. Bis zu diesem Zeitpunkt muss das Date noch nichts geschrieben, gesagt oder getan haben. Aber Sie handeln nun aus diesem Gefühl heraus. Vielleicht schreiben Sie eine kryptische Nachricht, die der andere nicht richtig deuten kann. Oder Sie schreiben überhaupt nicht. Was glauben Sie, wie sich das auf das zweite Date auswirkt? Zum Glück ist das nur eine Theorie. Kommen wir vom hypothetischen Daten zu Ihrem Job.
Vielleicht erinnern Sie sich, als Sie das letzte Mal eine neue Stelle angenommen haben oder eine neue Mitarbeiter:in/Kolleg:in im Team begrüßten. Wie haben Sie diese Person, Ihr neues Team, Ihre neue Chef:in eingeschätzt? Indem Sie die Stärken und Vorteile sahen und möglichst oft über das Gute dieser Person nachdachten? Oder haben Sie eher risikoeinschätzend nach Problemen oder Kritik gesucht oder überlegt, an welchen Schwachstellen die Kolleg:in weiterentwickelt werden muss? „Wo ist der Haken?“, fragen wir uns bei besonders netten, produktiven Kolleg:innen oder Chefs. Das Dramatische daran: Wir werden ihn finden! Denn jeder Mensch hat Fehler und Mängel.
Warum wählen wir das Bild des Hakens? Ein Haken hält etwas fest, ein Bild, einen Fisch, ein Auto. Die Metapher bringt zum Ausdruck, etwas festzuhalten oder auch geködert zu werden und in die Falle zu tappen. Man könnte aber auch durch einen rechten Haken ausgeknockt werden. Im Grunde geht es dabei nicht um die vermeintliche Schwäche des neuen Vorgesetzten oder der Kolleg:in? Vielmehr geht es um die eigenen Bedenken, nicht weiterzukommen, etwas zu verlieren oder eine Fehlentscheidung getroffen zu haben. Ich werde womöglich vom Mangel des anderen zurückgehalten, ausgebremst, eingeengt, abgewertet. Ich suche nach dem Haken, mit dem mich mein Gegenüber in meinem Dasein blockiert.
Analysieren wir Beziehungen, ob beruflich oder privat, werden sie schwierig, wenn eine Partner:in/ Kolleg:in/ Chef:in das Gefühl hat, sich selbst zu verlieren, nicht mehr für sich einstehen zu können, nicht genug Raum, Zeit und Anerkennung zu bekommen oder letzteres zu viel geben zu müssen. Etwas fehlt, man muss zu viel geben oder wird in einem Status gehalten, der nicht dem entspricht, wie man sich das vorstellt, richtig? Und verantwortlich gemacht werden Partner:in, Chef:in oder Kolleg:in.
Ähnlich gelagert sind Konflikte zwischen Mitarbeiter:innen oder zwischen Führungskraft und Mitarbeiter:in. Menschen fühlen sich nicht gesehen, herabgesetzt, unterfordert, ausgenutzt, alleingelassen, gemobbt, überfordert, missverstanden. Jedes dieser Gefühle ist auf Dauer unerträglich. Deshalb kompensieren wir den geminderten Selbstwert, die mangelnde Selbstliebe und die Unfähigkeit, für sich selbst einzustehen und bei sich zu bleiben, indem wir bei anderen den Fehler suchen und sie dafür anklagen. Natürlich führt jedes Verhalten, jedes Wort zu einer Reaktion. Man löst beim anderen die gleichen schmerzhaften Selbstzweifel oder zumindest Irritation aus. Eine Verkettung solcher „Haken“ führt zu einem ausgewachsenen Konflikt, den keiner mehr durchschaut. Denn hier geht es nicht mehr um Fakten, sondern um Gefühle. Am Ende wechseln Menschen sogar den Job, in der Hoffnung auf Linderung.
Je weiter ein Konflikt gewachsen ist, manchmal über Jahre, in Ehen sogar über Jahrzehnte, desto schwieriger ist es, darüber zu sprechen. Man hält durch, akzeptiert und leidet. Gut, dass im Job monatlich Schmerzensgeld überwiesen wird, richtig? Aber Spaß beiseite: Akzeptanz ist ein Weg, wenn er mit Kommunikation und Selbstreflektion kombiniert wird. Hier einige Tipps von mir für Sie:
Sie müssen das nicht alleine tun. Gewohnheiten und Muster zu erkennen ist eine Herausforderung, wenn Sie sich innerhalb Ihres Systems bewegen. Meine Aufgabe als Coach ist es, die Trigger mit Ihnen bzw. Ihren Mitarbeiter:innen oder dem Team zu finden. Das ist eine spannende Arbeit, gespickt von Erkenntnissen. Als Profi stelle ich die richtigen Fragen, die Sie weiterbringen. Es kann sehr schnell gehen, dass Sie Ihr Leben, Ihre Zusammenarbeit oder Ihre Führungskompetenz völlig neu erleben und verändern. Und ja, auch Ihre Dates werden sich verbessern 🙂