
Vergessen Sie alles, was Sie über Führung gelernt haben.
Mai 8, 2025
🌀 B2B-Training ist kein Job. Es ist Hochseilkunst mit Publikum.
Mai 19, 2025Wie beiläufige Aussagen von Führungskräften die Kultur negativ beeinflussen und die Motivation beschädigen.
„Wir haben ja jetzt einen neuen CEO – was ja schon mal viele Vorteile hat… schauen wir mal, wie lange das gut geht.“
Klingt harmlos.
Ist aber hochexplosiv.
Solche Sätze lösen keine sachlichen Diskussionen aus – sondern Kulturrutsche.
Ein Nebensatz genügt, um Vertrauen zu erschüttern, Hoffnung zu dämpfen oder ein ganzes Team in Unruhe zu versetzen.
Und das Tragische daran?
Führungskräfte merken es oft gar nicht.
💬 Der Nebensatz als Brandbeschleuniger
Wir unterschätzen, wie sensibel Menschen auf Aussagen reagieren, die von oben kommen – gerade in unsicheren Phasen.
Führungskräfte prägen durch Worte die Stimmung. Immer.
Besonders heikel sind:
- Verallgemeinerungen wie „Immer wollen alle nur meckern“ oder „Niemand übernimmt hier Verantwortung.“
- Ironische Bemerkungen: „Das wird bestimmt wieder super mit der neuen Strategie – wie immer.“
- Abwertungen einzelner Personen oder Teams (gern verpackt als „Spaß“)
- Subtile Zweifel an der Zukunft – oft durch Tonfall, Mimik oder eben durch Nebensätze.
🧠 Was Führungskräfte oft vergessen
- Mitarbeitende merken sich fast jedes Wort – besonders in Phasen von Unsicherheit, Konflikt oder Machtungleichgewicht.
- Das, was für Sie nur ein „rausgerutschter“ Kommentar/ Mimik oder Gestik war, wird für andere zur inneren Realität.
- Führung wirkt nicht nur durch Inhalt – sondern durch Tonfall, Timing und Haltung.
- Kommunikation ist nie neutral. Jedes Wort hat Wirkung.
🧯 Ein Beispiel, wie ein einziger Moment Vertrauen zerstört – und es Jahre später noch wirkt
In einem Handelsunternehmen kommt eine Führungskraft morgens in das Lager.
Dort steht das gesamte Verkaufsteam – acht Personen – gemeinsam am Kaffeeautomaten.
Auf der Verkaufsfläche ist niemand mehr.
Die Führungskraft reagiert heftig:
Sie schreit das Team wütend an, verlangt sofortige Rückkehr auf die Fläche, nennt es verantwortungslos und chaotisch – laut, ungezügelt und sichtlich aufgebracht. Die Mitarbeitenden sind überrumpelt, beschämt und reagieren nicht. Der Moment geht vorbei – aber er bleibt haften.
Sechs Jahre später.
Ich begleite das gleiche Unternehmen in einem Teamentwicklungsprozess.
Das Management hat längst gewechselt. Die aktuelle Führung gibt sich wertschätzend, interessiert, dialogbereit – und doch:
Das Team ist zurückhaltend, misstrauisch, kaum offen für Veränderung.
In einer Übung zum Thema „Vertrauen & Führung“ wird es plötzlich still.
Eine Mitarbeiterin sagt leise:
„Führungskräfte? Da muss man vorsichtig sein. Die waren hier immer laut, kontrollierend und aufbrausend.“
Wir arbeiten weiter, gehen tiefer.
Und dann zeigt sich: Der Moment damals am Kaffeeautomaten war zur Referenzerfahrung für das ganze Teamgeworden.
Ein einziger Vorfall – nie wieder angesprochen – hatte die Wahrnehmung von Führung dauerhaft geprägt.
💡 Als Coach weiß ich: Vertrauen geht verloren – lange bevor es bewusst wird.
Aber: Wenn man bereit ist, diesen Mustern auf den Grund zu gehen, entsteht Bewegung.
Und genau dann wird Veränderung möglich.
⚠️ Worauf Sie als Führungskraft achten sollten
1. Sprechen Sie weniger, wenn Sie selbst unsicher sind.
Reden aus Unsicherheit wirkt oft destruktiver als Schweigen mit Haltung.
2. Meiden Sie pauschale Formulierungen.
Worte wie „jeder“, „keiner“, „nie“, „immer“, „ständig“ sind selten wahr – aber immer wirksam.
3. Nehmen Sie Reaktionen ernst.
Wenn jemand „überempfindlich“ reagiert, fragen Sie sich:
Was habe ich möglicherweise ausgelöst?
4. Klären Sie, was Sie wirklich sagen wollen – bevor Sie sprechen.
Würden Sie es genauso sagen, wenn das ganze Team mitlauscht? Oder Ihr Chef? Oder Sie in der Rolle als Mitarbeiter?
Merke:
Führung beginnt nicht mit Ansagen – sondern mit Bewusstsein.
Sie sind nicht für jedes Gefühl im Team verantwortlich.
Aber: Sie sind verantwortlich für Ihre Wirkung.
Denn als Führungskraft sind Sie immer in der Wirkung. Auch im Nebensatz.
📢 Impuls zum Weiterdenken
Haben Sie selbst schon einen scheinbar harmlosen Satz erlebt, der ein Team aufgewühlt hat?
Oder fragen Sie sich manchmal, was Ihre Worte im Team wirklich auslösen?
👉 Lassen Sie uns darüber sprechen – im Training, im Coaching oder im Austausch mit Ihrem Team.
Denn wer führen will, darf sich der Kraft seiner Worte bewusst sein.