Keynote auf dem Impulsforum, didacta Messe Köln
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Januar 25, 2024Es ist ein sonniger, heißer Tag. Die Wellen haben eine Höhe von etwa 1 Meter ab Hüfte. Für den Atlantik an diesem Spot gut surfbar. Der Spot ist rammelvoll mit Anfängern und ihren Megabrettern aus Plastik. Ich suche meinen Weg durch den „Teppich“. Draußen im Lineup sind andere Surfer, gute Leute. Ich nehme einige Wellen und dann passiert es. Eine Surferin paddelt knapp vor mir eine Welle an. Wenn sie die Welle nimmt, bin ich voll im Weg. Regelkonform muss ich die Welle räumen. Die Zeit reicht dafür nicht. Sie ist zu nah.
Entscheidungen unter Zeitdruck
Nun hat die Surferin zwei Möglichkeiten:
1. sie nimmt die Welle und überfährt mich oder
2. sie lässt es.
Sie entscheidet sich für Ersteres. Ihr Brett ist gelb. Das sehe ich noch auf mich zuschießen…und warte auf den Schmerz. Ihre Finne säbelt mir tief in die Wade. Ich tauche auf und weiß, ich muss sofort an Land, 200 Meter über den Strand, über die hohe Düne und zum Campingplatz – bevor ich nicht mehr laufen kann. Also paddle ich wie eine Wahnsinnige, schreiend vor Schmerz. Ich habe Angst, dass mein Bein schwer verletzt ist. Die Surferin ist direkt neben mir, unter mir, über mir. Ihr Brett flippert mir an den Kopf. Sie will sich entschuldigen für Ihre falsche Entscheidung.
Wir treffen in jedem Moment Entscheidungen
🧠Wir treffen andauernd Entscheidungen. Manchmal in Bruchteilen von Sekunden. Beim Surfen hängt viel davon ab, genau, wie im Leben. Wir müssen uns ständig entschieden. Was ziehe ich an, was mache ich zum essen, wie investiere ich mein Geld, wie reagiere ich auf meinen Partner, Chef, Kollegen, Nachbarn. Welches Auto kaufe ich, wo gehe ich tanken, was muss ich einkaufen, welches Gerät mache ich als nächstes im Fitness? Das sind die alltäglichen, kleinen und gewohnten Entscheidungen. Sie laufen unbewusst ab und brauchen nicht viel Energie. Aber im Business läuft es oft anders.
Theoretische Entscheidungen basieren auf Erfahrung
Im Führungskreis werden Entscheidungen auf dem Papier getroffen. Ziele und Strategien werden verabschiedet, Mitarbeiter aufgabenmäßig hin und her geschoben, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Es werden Budgets verteilt, Meilensteine definiert und Prozesse aufgesetzt. Theoretische Entscheidungen basieren auf vergangenen Erfahrungen. Sie bündeln das, was Sie aus früheren Entscheidungen gelernt haben und entwerfen ein machbareres Zielbild.
Lernen braucht Fehlentscheidungen
Wir bereuen falsche Entscheidungen, weil wir hinterher oft schlauer sind. Das macht wenig Sinn. Reue, Schuldgefühle oder Schamgefühle bringen Sie nicht weiter. Sie treffen ja nicht bewusst falsche Entscheidungen, sondern die Ihnen in diesem Moment bestmöglich erscheinende. Das braucht Mut, gerade bei strategischen oder größeren Entscheidungen. Viel wichtiger ist es, aus den vermeintlich falschen Entscheidungen zu lernen und beim nächsten Mal besser gerüstet zu sein. Gerade bei Gewohnheiten im Alltag, lohnt es sich, sich testweise anders zu verhalten, anders zu kommunizieren, anders zu denken.
Verhalten zu ändern braucht eine List
Testweise deshalb, weil es manchmal einfacher ist, ein Verhalten zu ändern, wenn ich meinem Gehirn mitteile, dass es ein „Pilotprojekt“ ist und wir jederzeit zu dem alten Verhalten zurückkehren können. So wird es leichter, den eigenen inneren Schweinehund zu überlisten. Sie können jederzeit entscheiden, ob sie schlecht über andere sprechen, Kunden launisch beraten oder Vereinbarungen nicht einhalten.
Übrigens: Auch keine Entscheidung zu treffen, ist eine Entscheidung.
Ich vermute, die Surferin hat keine bewusste Wahl getroffen. Sie war bereits mitten in der Ausführung ihrer Entscheidung. Sie hat also beendet, was sie begonnen hatte, nämlich die Welle zu surfen, obwohl sich die Bedingungen dramatisch verändert hatten. Auch das kennen wir aus dem Leben. Wer beendet schon gerne mitten im Projekt selbiges, weil es nicht mehr kostendeckend ist oder die Probleme zu viele werden. Wir sind darauf programmiert, Dinge durchzuziehen. Auch eine Entscheidung.
Kennen sie das auch aus Ihrem Berufsleben? Sie ziehen etwas durch, obwohl es längst nicht mehr sinnvoll und gut für Sie oder andere ist?